In aller Kürze
Entscheidungen prägen unser Leben: Ob große oder kleine Entscheidungen, unser Alltag ist von Wahlmöglichkeiten geprägt. Oft sind es jedoch unbewusste Einflüsse wie der Ankereffekt oder Gewohnheiten, die unsere Entscheidungen lenken.
Bewegung statt Stillstand: Der Fokus sollte nicht immer auf der "richtigen" Wahl liegen, sondern darauf, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Denn erst durch die Entscheidung entstehen neue Erfahrungen und Erkenntnisse.
Weisheit aus verschiedenen Perspektiven: Entscheidungen sollten sowohl aus der Sicht deines älteren Ichs, das das große Ganze im Blick hat, als auch deines jüngeren Ichs, das Freude am Leben findet, betrachtet werden.
Die Gedankentropfen als Audio
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Buridans Esel
Es gibt eine bemerkenswerte philosophische Geschichte, die als "Buridans Esel" bekannt ist: Der Esel steht vor zwei identisch aussehenden Heuhaufen. Beide sehen perfekt aus, beide riechen verlockend, und beide sind gleich weit entfernt. Der Esel überlegt – welchen soll er nehmen? Er schaut nach links, dann nach rechts. Immer wieder.
Doch er kann sich nicht entscheiden. Die Zeit vergeht, sein Hunger wächst, aber er bleibt stehen. Am Ende verhungert er – nicht, weil es kein Futter gab, sondern weil er sich nie entscheiden konnte.
Entscheidungen – Die alltägliche Herausforderung
Entscheidungen – Es gibt so viele Theorien zum Thema Entscheidungen, dass sie mehrere Gedankentropfen füllen könnten. Jeder kennt sie, jeder trifft sie, jeder tut sich früher oder später schwer damit.
Der Weg zeigt sich, wenn du ihn gehst
Entscheidungen erinnern mich manchmal an die Videospiele meiner Kindheit. Vor mir lag eine Karte, größtenteils in Dunkelheit gehüllt. Nur die Bereiche, die ich bereits erkundet hatte, leuchteten auf. Der Rest war unbekannt – genau wie unsere Zukunft. Oft wissen wir nicht einmal, in welche Richtung wir uns bewegen sollen.
Wir greifen auf unsere Erfahrungen und Erinnerungen zurück, entwerfen eine Vorstellung von der Zukunft und entscheiden uns basierend darauf. Dann starten wir, oft mit einem 5- oder 10-Jahresplan im Gepäck.
Aber schau mal zurück – was hast du vor 5 oder 10 Jahren erwartet? Wie sehr unterscheidet sich deine heutige Realität von dem, was du damals geplant hattest?
Wie sagt man so schön:
Das Leben ist das, was passiert, während du damit beschäftigt bist, etwas ganz anderes zu planen.
Es ist wichtiger, dass du dich entscheidest
Auch ich stand schon oft vor großen Entscheidungen in meinem Leben. Ein Freund gab mir damals einen überraschenden Rat:
Es ist nicht entscheidend, für wen oder was du dich entscheidest – wichtig ist, dass du eine Entscheidung triffst.
Er sagte weiter: Du kannst nie im Voraus wissen, welcher Weg der "richtige" ist, weil du nur einen gehen kannst. Was auf dem anderen Weg passiert wäre, bleibt ein Rätsel.
Vielleicht ist das Gras auf der anderen Seite gar nicht grüner. Vielleicht gibt es dort nicht einmal Gras. Wer weiß?
Aber eines ist sicher: Jede Entscheidung bringt Bewegung ins Spiel. Die dunkle, unbekannte Zukunft füllt sich mit Farben und Formen, neue Informationen entstehen und wir entwickeln uns weiter. Bewegung bedeutet Fortschritt.
Stillstand ist der Tot, wie Herbert Grönemeyer einst sang – und der Esel kann ein Lied davon singen.
Der Einfluss des Ankereffekts auf unsere Entscheidungen
Unser Entscheidungsverhalten wird von einer Vielzahl unbewusster Mechanismen beeinflusst. Die Vorstellung, wir würden rein rational handeln, ist durch zahlreiche Studien widerlegt. Tatsächlich beeinflussen äußere Faktoren unsere Entscheidungen oft, ohne dass wir es bemerken.
Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Studie von Birte Englich und Thomas Mussweiler aus dem Jahr 2006, die den Ankereffekt untersuchte.
Hier wurden Richter vor ihrer Urteilsfindung mit zufällig generierten Zahlen konfrontiert, entweder niedrig (z.B. 3) oder hoch (z.B. 36). Obwohl diese Zahlen in keinem Zusammenhang mit den Fällen standen, hatten sie einen deutlichen Einfluss auf die verhängten Strafen.
Das Ergebnis:
Richter, die niedrigere Zahlen sahen, verhängten mildere Strafen.
Richter, die höhere Zahlen sahen, fällten strengere Urteile.
Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass selbst erfahrene Richter durch zufällige und irrelevante Informationen beeinflusst werden.
Anker in deinem Alltag: Wurdest du schon beeinflusst?
Wie oft hast du wohl Entscheidungen getroffen, ohne zu merken, dass der Ankereffekt im Spiel war? Welche „Anker“ hatten bereits diese subtile, aber mächtige Wirkung auf dich?
Eines weiß ich jedenfalls: Vor dem nächsten Autokauf werde ich hohe Zahlen auf jeden Fall vermeiden. Man weiß ja nie!
Gewohnheiten: Die unsichtbaren Kräfte hinter unseren Entscheidungen
Gewohnheiten und automatisierte Handlungen prägen viele unserer Entscheidungen. Eine eingefahrene Routine, wie etwa täglich zur gleichen Zeit Nachrichten zu lesen oder eine Süßigkeit zu genießen, läuft oft automatisch ab. Um eine solche Gewohnheit zu durchbrechen, braucht es zusätzliche Energie.
Das erinnert mich an Objekte im Weltall: Einmal in Bewegung, bleiben sie in ihrer Bahn, solange keine äußere Kraft eingreift. Genau deshalb ist es so wirkungsvoll, neue Verhaltensweisen an bestehende Gewohnheiten anzuknüpfen – man nutzt die Energie, die ohnehin schon da ist.
Maximierer und Satisficer: Wer ist glücklicher?
Manche von uns suchen stets nach der besten Entscheidung, während andere sich mit der erstbesten zufrieden geben. Interessanterweise sind Letztere oft glücklicher, obwohl sie sich weniger bemühen, das Glück aktiv zu suchen. Faszinierend, oder?
Intuitiv oder analytisch: Wie triffst du deine Entscheidungen?
Es gibt zwei Systeme, die unsere Entscheidungen prägen:
Das intuitive System, bei dem wir spontan handeln, ohne groß nachzudenken. Oder wie Arnold Schwarzenegger es in den Simpsons sagte: „Ich bin hier, um zu lenken, nicht um zu denken.“
Und das analytische System, bei dem wir aktiv unser Gehirn einsetzen, ähnlich wie beim Lösen einer mathematischen Gleichung.
Welches dieser beiden Systeme greift bei dir häufiger, wenn du Entscheidungen triffst?
Soziale Prägung und Verlustaversion
Menschen treffen Entscheidungen oft aufgrund ihrer sozialen Prägung, Konditionierung oder kulturellen Einflüsse – besonders diejenigen, die sich ständig für andere aufopfern. Vielleicht jagen wir unbewusst noch immer der Zuneigung unserer Eltern hinterher, die wir damals vermisst haben. Ein Satz, der mir dabei geholfen hat: „Wer glücklich sein will, muss lernen, seine Eltern zu enttäuschen.“
Wenn wir vor zu vielen Optionen stehen, fällt uns die Entscheidung oft schwerer. In großen Supermärkten fühle ich mich manchmal wie der Esel, der zwischen zwei Heuhaufen verhungert, weil er sich nicht entscheiden kann.
Interessanterweise entscheiden wir uns eher, um einen möglichen Verlust zu vermeiden, als um einen Gewinn anzustreben. Verluste spüren wir eben intensiver. Vielleicht erklärt das die deutsche Vorliebe fürs Sparbuch.
Confirmation Bias: Die Falle der Bestätigung
Wir neigen dazu, unbewusst nach Menschen zu suchen, die unsere bestehenden Ansichten teilen. Das gibt uns das Gefühl von Bestätigung und Sicherheit bei Entscheidungen. Doch genau damit tappen wir in die Falle des Confirmation Bias. Ein Phänomen, das gerade in Zeiten von Social Media immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Es ist nur so ein Gefühl
Menschen treffen Entscheidungen oft eher auf Basis von Gefühlen als durch rein rationales Abwägen. Obwohl wir glauben, unsere Entscheidungen seien gut durchdacht, spielen Emotionen eine entscheidende Rolle.
Die Emotionen dienen als eine Art Leitsystem, das uns hilft, die Vielzahl an Optionen zu bewerten und eine Wahl zu treffen. Ohne dieses emotionale Feedback geraten wir in Entscheidungsparalyse. Gefühle sind somit keine Hindernisse, sondern notwendige Hilfsmittel für effiziente Entscheidungen. Nach dieser Logik wäre Buridans Esel einfach nur gefühlskalt.
Die Macht der Vertrautheit und leicht zugänglicher Informationen
In einem früheren Gedankentropfen haben wir einen wichtigen Aspekt beleuchtet: die Informations- oder Beweis-Asymmetrie. Häufig entscheiden wir uns für das Vertraute, weil uns dafür bereits Informationen und Beweise vorliegen, die uns zeigen, dass dieser Weg funktioniert.
Dabei neigen wir dazu, unsere Entscheidungen auf leicht zugängliche Informationen zu stützen, während wir weniger sichtbare oder komplexere Fakten oft übersehen. Sie sind schwieriger zu greifen und geraten deshalb schnell in den Hintergrund.
Die interne Marketingabteilung unseres Gehirns
Menschen sind von Natur aus Geschichtenerzähler, und so geben wir unserer Welt Bedeutung. Selbst bei Entscheidungen, die anfangs völlig unsicher wirken, können wir darauf vertrauen, dass unser Gehirn im Nachhinein eine stimmige Geschichte konstruiert, die alles sinnvoll erscheinen lässt.
In einem Podcast habe ich dafür den Begriff „interne Marketingabteilung“ gehört, die uns unsere eigenen Entscheidungen im Nachhinein überzeugend verkauft.
Ist das nun etwas Positives, Negatives oder Neutrales? Was denkst du?
Der Rat deines älteren und jüngeren Ichs
Eine kurze Erzählung hat mir dabei geholfen, wichtige Entscheidungen zu treffen. Wenn du vor großen Entscheidungen in deinem Leben stehst, frage vor allem zwei Menschen:
Der erste ist dein 80-jähriges Ich. Es hat dein gesamtes Leben im Blick und wird dir mit Weisheit und Fürsorge zur Seite stehen.
Der zweite ist dein 8-jähriges Ich. Es erinnert dich daran, das Leben auch zu genießen.
Beide Perspektiven zusammen bieten eine wertvolle Balance für Entscheidungen, die sowohl langfristig sinnvoll als auch im Moment erfüllend sind.
Übung macht den Meister – auch bei Entscheidungen
Ein letzter Tipp: Entscheidungen zu treffen lernt man am besten bei den kleinen Dingen des Alltags. Bevor du also überstürzt deinen Job kündigst oder die Scheidung einreichst und am Ende deine innere „Marketingabteilung“ die Gedankentropfen dafür verantwortlich macht, beginne mit den kleinen Entscheidungen.
Wie möchtest du deinen heutigen Tag oder Abend wirklich verbringen? Was oder wer gibt dir gerade das, was du brauchst?
Denn ein erfülltes Leben setzt sich aus vielen kleinen, täglichen Momenten und Entscheidungen zusammen.
Bis zum nächsten Gedankentropfen!
Die letzten 5 Gedankentropfen:
Die Angst vor neuen Wegen - Warum uns vertraute Pfade oft zurückhalten – und wie du lernst, trotz Angst neue Wege zu gehen
Die Kunst, ein Leben mit sich selbst zu verbringen - Wie du lernst, mit dir selbst im Reinen zu sein
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