Ein Sandkorn unter Billionen Sternen– Was, wenn wir aufhören zu wollen?
- Ronny
- vor 5 Tagen
- 9 Min. Lesezeit
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Ein Sandkorn unter Billionen Sternen
„Ich bin jetzt glücklicher als vor der Erkrankung.“
Worte von Stephen Hawking während eines Interviews.
Der renommierte Physiker war Anfang 20, als ihn die Diagnose traf: Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) – eine unheilbare Nervenkrankheit, die nach und nach die Kontrolle über den Körper zerstört.
Die Muskeln versagen, die Sprache verschwindet, der Alltag schrumpft auf ein Minimum. Doch der Geist bleibt unversehrt.
Für viele Menschen eine Horrorvorstellung. Doch für Stephen Hawking wurde sie zur Befreiung.
Wie ist das möglich?

Null Erwartungen, volles Leben
Stephen Hawking kam immer wieder auf dieses Thema zurück. Er sagte einmal:
„Als ich 21 war, wurden meine Erwartungen auf null reduziert. Alles seither ist Bonus.“
Eine ähnliche Wendung erlebte Reinhold Messner in seiner Nahtoderfahrung – erinnert ihr euch an den letzten Gedankentropfen „Glück ist erlaubt, auch nach Schmerz“?
Was verbindet diese beiden Geschichten?
Das radikale Loslassen von Erwartungen an das Leben.
Belohnung, bitte!
Doch was halten wir eigentlich so sehr fest im Leben?
Woran hältst du im Alltäglichen fest? Was treibt dich an?
Die meisten von uns sind ständig aktiv und bringen Dinge voran.
Was wir manchmal unterschätzen ist, wie sehr wir unser eigenes Gehirn an neue mögliche Belohnungen konditioniert haben.
Und zwar mehr denn je seit dem Aufkommen des Smartphones.
Unter 30-Jährige checken ihr Smartphone mittlerweile weltweit im Schnitt etwa 150 bis 200 Mal pro Tag. Das sind etwa alle fünf Minuten.
Alle fünf Minuten verlangt unser Gehirn nach einer potenziellen Belohnung.
Krass oder?
Reiz auf Reiz auf Reiz
Doch das Smartphone ist längst nicht das Einzige, womit wir uns füttern.
Während wir essen, läuft Musik oder der Fernseher. Nebenbei lesen wir Nachrichten, beantworten E-Mails, scrollen durch soziale Netzwerke.
Dazu kommt alles, was wir sonst noch konsumieren – bewusst oder unbewusst: Nahrung, Nikotin, Alkohol, Zucker. Vielleicht auch Sport, Sex, Serien, Spiele.
Und selbst wenn wir einen Moment innehalten, halten wir innerlich fest – an dem, was noch kommen soll:
Das Wochenende. Der nächste Urlaub. Die Veranstaltung heute Abend. Der Besuch im Schwimmbad.
Oder wir klammern uns an das, was war: Damals, mit Person XY. Als dieses oder jenes noch so schön war und denken: Ich will das zurück. Ich will das wieder haben.
Wer bin ich ohne das?
Doch das Festhalten hört dort nicht auf.
Oft geht es tiefer – hinein in das, was wir für „uns selbst“ halten.
Unsere Beziehungen. Unsere Arbeit. Unsere Rolle in der Welt.
Aber auch Eigenschaften, Fähigkeiten, Träume, Hoffnungen, Wünsche. All das, womit wir uns identifizieren.
Und manchmal – vielleicht sogar am stärksten – halten wir an unserem Ärger fest.
An dem, was wir falsch gemacht haben. An verpassten Chancen.
An der schmerzhaften Überzeugung, nicht gut genug zu sein.
Wenn alles still wird
Ein zentraler Punkt ist: Wir wollen gar nicht loslassen.
Aber was würde passieren, wenn du alle Ablenkungen weglässt?
Ich weiß, das geht nicht einfach so. Aber stell es dir einmal vor.
Du sitzt draußen in der Stille. Kein Ziel. Kein Müssen. Kein Wollen.
Was bleibt dann übrig?
Was passiert, wenn du nichts tust?
Die Bedürfnisse und Impulse tauchen trotzdem auf.
Ich will aufs Handy schauen. Ich vermisse jemanden. Ich habe Lust auf ein Eis.
Doch was passiert, wenn wir diesen Impulsen nicht sofort folgen? Halten wir die Stille dann überhaupt aus?
Oder müssen wir den leeren Raum sofort wieder füllen?
Klar – manchmal kommen in der Ruhe erst recht Emotionen hoch.
Und dann wird die innere Lücke plötzlich spürbar. Deutlich. Vielleicht sogar schmerzhaft.
Aber was wäre, wenn du nicht darauf reagierst?
Wenn du das Bedürfnis einfach beobachtest – ohne es zu unterdrücken, ohne ihm nachzugeben?
Nur anschauen. Still. Da sein lassen.
Wo du dich selbst treffen kannst
Wir bemerken dann, dass wir mehr sind als unsere Bedürfnisse oder Impulse.
Ich bin davon überzeugt: Wenn wir all diese vermeintlichen Belohnungen für unser Gehirn sein lassen und nicht mehr auf sie eingehen, verblassen sie mit der Zeit.
Mehr noch: An diesem Punkt triffst du dich selbst, beginnst, dich wieder zu berühren.
Dort spürst du auch, wer du bist – und was du wirklich willst.
Der Kreislauf des Wollens
All diese Dinge, die wir wollen. Es ist ein ständiger Kreislauf des Wollens.
Ich will aufs Handy schauen, etwas Leckeres essen, Aufmerksamkeit, etwas erleben.
Ich will eine vergangene Emotion festhalten, glücklicher werden.
Es wirkt wie eine Sucht – ein innerer Kreislauf, der sich immer weiter dreht.
Und das meiste davon geschieht automatisch. Unterbewusst. Wie ferngesteuert.
Wenn das Wollen verstummt
Stell dir vor, all dieses Wollen wäre in einem Moment hinfällig – so wie bei Stephen Hawking, dem die Ärzte mit 21 Jahren nur noch wenige Jahre zu leben gaben.
Er sagte einmal:
„Bevor ich die Nervenkrankheit bekam, war ich gelangweilt vom Leben. Aber die Aussicht auf einen frühen Tod ließ mich erkennen, dass das Leben wirklich lebenswert ist.“
Wenn wir lernen nicht festzuhalten, nicht anzuhaften, nicht abhängig zu sein, finden wir Ruhe.
Da sein genügt
Viele von uns glauben, sie bräuchten einen Urlaub oder irgendeine andere Bedingung, um im Leben endlich zur Ruhe zu kommen.
Doch ich bin anderer Meinung. Ja, es ist nur meine Meinung, aber es steckt auch ein aufrichtiger Rat darin.
Der französische Mathematiker, Physiker und Philosoph Blaise Pascal sagte sinngemäß:
„All das Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer bleiben können.“
Und ich glaube, er hatte recht.
Alles, was wir brauchen, ist: uns hinsetzen, nichts tun und – ganz wichtig – dem überhaupt nichts hinzuzufügen. Also wirklich gar nichts.
Was, wenn wir nicht so unersetzlich sind?
Wenn wir wirklich still werden, tauchen viele Gedanken auf. Vieles, woran wir festhalten.
Erwartungen an das Leben – genau die, die Stephen Hawking und Reinhold Messner erst durch Extremerfahrungen loslassen konnten.
Aber wie geht das, ohne todkrank zu sein oder fast zu sterben?
Ich erinnere mich an eine meiner ersten Therapiestunden während meiner Zeit mit chronischen Schmerzen und Depressionen.
Ich erklärte meinem Therapeuten, dass meine Familie und meine Arbeitsstelle mich dringend brauchen und ich unmöglich ausfallen könne.
Seine Antwort:
„Nehmen Sie sich mal nicht so wichtig.“
Hart? Ja. Fast untherapeutisch, aber sehr hilfreich.
Mir persönlich haben klare, direkte Worte oft am meisten geholfen.
Und jedes Sandkorn denkt, es sei das Zentrum
Was ist dieses eine Leben, das ich führe – kaum 100 Jahre – in einem Universum mit so vielen Sternen, dass ich sie mir nicht einmal vorstellen kann?
Im beobachtbaren Universum gibt es schätzungsweise 10²⁴ Sterne. Das ist eine Eins mit 24 Nullen.
Etwa 133.000 Mal mehr Sterne, als es Sandkörner auf allen Stränden der Erde gibt.
Und doch glaubt jedes Sandkorn, es sei der Mittelpunkt des Universums.
Oder wie Stephen Hawking es formulierte:
„In einem unendlichen Universum kann jeder Punkt als Zentrum betrachtet werden, weil jeder Punkt auf jeder Seite eine Unendlichkeit von Sternen hat.“
Aber warum sollte ich das Zentrum sein – bei all dieser Unendlichkeit um mich herum?Warum du?
Warum überhaupt einer von uns?
Und warum soll der Ärger eines einzigen Sandkorns unter Billionen Sternen von Bedeutung sein?
Kaum da – und schon vorbei
Und das wird noch deutlicher, wenn wir die Zeit mit einbeziehen.
Das Universum ist etwa 13,8 Milliarden Jahre alt.
Ein einzelnes Menschenleben – im Schnitt vielleicht 80 oder 90 Jahre.
Im Verhältnis dazu macht ein Menschenleben gerade einmal 0,00000065 Prozent der bisherigen Lebenszeit des Universums aus.
Nichts bleibt, nicht mal der Ärger
Es kann helfen, sich als einen kleinen Teil eines viel größeren Ganzen zu begreifen – in einem Universum, in dem nichts von Dauer ist.
Nicht unser Ärger. Nicht unsere Befindlichkeiten.
Noch nicht überzeugt?
Dann schau mal zurück. Zwei, drei Jahre. Oder nur zwei, drei Monate. Gab es da nicht auch Dinge, die dich im Alltag geärgert haben?
Weißt du überhaupt noch, worüber genau? Oder über wen?
Nicht das Wetter, sondern die Atmosphäre
Unsere Wahrnehmungen, Bedürfnisse, Gedanken, Gefühle, Wünsche, Überzeugungen – all das ist wie Wetter in der Atmosphäre.
Mal scheint die Sonne. Dann zieht ein Gewitter auf. Und alles vergeht wieder.
Doch wir identifizieren uns mit jeder Wolke, als wären wir genau das: der Ärger, die Sehnsucht, die Angst.
Der eigentliche Schritt ist ein Perspektivwechsel.
Nicht mehr die verärgerte Wolke sein – sondern die ganze Atmosphäre. Der Raum, in dem alles geschieht.
In dem alles kommen und gehen darf. Ohne festzuhalten oder zu vermeiden.
Präsenz statt Anhaftung
Leicht ist das nicht. Denn die größte Sucht sind oft nicht äußere Reize – sondern unsere eigenen Gedanken. Unser Ego.
Doch genau das ein Stück weit loszulassen wirkt befreiend. Die Gedanken verschwinden nicht, sie sind weiterhin da.
Aber du folgst ihnen nicht mehr automatisch.
Du steigst aus dem Autopiloten aus – und nimmst wieder selbst Platz am Steuer.
Heißt das, wir werden dadurch kühler? Werden Beziehungen oder andere Dinge weniger wichtig? Im Gegenteil. Sie werden intensiver, wertvoller, echter.
Warum?
Weil sie frei werden von Bewertung und Anhaftung. Was bleibt, ist Präsenz.
Und echtes Wohlbefinden – im Moment, mit den Menschen, die dir etwas bedeuten.
Tiefe Verbindung entsteht, wenn wir miteinander sein können, ohne irgendetwas voneinander zu erwarten.
Reine Anwesenheit
Versuche es mal. Ein einfaches Beispiel ist eine Umarmung.
Nimm sie als rein sinnliche Erfahrung wahr – kein Denken, keine Zukunft, keine Vergangenheit.
Reine Präsenz mit offenem Herzen. Keine Angst vor Verlust.
Kein Anhaften daran, dass der Moment vorbeigehen könnte.
Kein Gedanke daran, ob dieser Mensch dich irgendwann verlässt. Kein Ego mehr.
Es ist reine, pure Anwesenheit.
Und das geht auch, wenn du einfach nur ein Erdbeereis in der Sonne genießt.
Der wichtigste Punkt dabei ist, dir zu erlauben, nichts zu tun – und dem nichts hinzuzufügen.
Spüren statt denken
Viele dieser Dinge laufen unterbewusst und wie auf Autopilot ab.
Wenn wir sie wirklich verinnerlichen wollen, braucht es Momente ohne Denken.
Setz dich hin. Und lass all die Geschichten los, die du dir gerade erzählst.
Du musst nicht alles glauben, was dir durch den Kopf geht.
Die meisten Gedanken sind nicht wirklich real. Und mal ehrlich – rund 90 Prozent davon wiederholen sich ständig.
Immer wieder der gleiche Kram.
Gerade die Intellektuellen unter uns haben oft vergessen, wie es geht, im eigenen Körper zu leben.
Den Kopf sein zu lassen – und das Leben wieder als körperliche, sinnliche Erfahrung zu erleben.
Als Kind konnten wir das noch. Bis die Erwachsenen uns beibrachten, still zu sitzen, zu denken und Aufgaben zu lösen.
Tief in uns wollen wir vielleicht gar nicht all das, was wir so verzweifelt wollen.
Was wir uns wirklich wünschen, ist möglicherweise etwas ganz anderes:
Die Abwesenheit des Wollens
Und das Schöne daran ist – all das ist längst in dir. Alles, was es dafür braucht, ist nichts.
Diese Erfahrung machten auch Stephen Hawking und Reinhold Messner.
Und damit dabei der Humor nicht verloren geht, lass uns heute mit einem weiteren Zitat von Stephen Hawking schließen:
„Das Leben wäre tragisch, wenn es nicht auch lustig wäre.
Heutige Kerntropfen
Vergangenheit befrieden
Wir dürfen aufhören, auf eine bessere Vergangenheit zu hoffen. Viel heilsamer ist es, wenn wir uns erlauben, heute eine gute Zukunft zu gestalten.
Wendepunkt im Eis
Manche Erfahrungen reißen uns aus allem Gewohnten – so wie Reinhold Messner am Nanga Parbat. In solchen Momenten zählt oft nur noch der nächste Schritt. Und genau darin liegt eine ungeahnte Klarheit.
Verluste als Wandlung
Was wir als Verlust erleben, kann sich später als Wendepunkt zeigen – als Anfang einer neuen Richtung, die wir uns vorher nicht vorstellen konnten.
Vergänglichkeit umarmen
Wenn wir begreifen, dass alles endlich ist, können wir die Dinge bewusster genießen – ohne sie krampfhaft festhalten zu müssen.
Schön, dass wir Probleme haben
Krisen können uns erschüttern – und gleichzeitig öffnen sie Räume für Erkenntnis, Wachstum und neue Möglichkeiten. Sie zeigen, dass wir lebendig sind.
Nicht weichen – wachsen
Wenn das Leben uns herausfordert, ziehen wir uns nicht zurück. Wir stellen Fragen. Wir wachsen hinein. Und wir bauen etwas Neues auf.
Beides darf da sein
Wir dürfen etwas vermissen – und gleichzeitig dankbar für das Neue sein. Wehmut und Freude schließen sich nicht aus. Sie leben nebeneinander.
Altes würdigen, Neues zulassen
Wir müssen nicht alles hinter uns lassen, um weiterzugehen. Wir können das Vergangene achten – und trotzdem dem Neuen einen Platz geben.
Die stille Kraft der Übergänge
Wendepunkte sind keine Brüche. Sie markieren leise Übergänge. Und oft beginnt dort, wo etwas endet, das nächste Kapitel unseres Lebens.
Wir dürfen glücklich sein
Ganz gleich, was das Leben uns zumutet – wir dürfen uns Glück erlauben. Nicht irgendwann. Sondern jetzt. Einfach so.
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