41 - Glücksatome - Glück ist nichts, was man outsourcen kann
- Ronny

- 22. Nov.
- 7 Min. Lesezeit
Die Gedankentropfen zum Hören
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Glücksatome - Glück ist nichts, was man outsourcen kann
Warst du schon einmal mit einem kleinen Kind auf dem Spielplatz – vielleicht, um zu schaukeln?
Dann kennst du das: Es kann passieren, dass ihr gar nicht bei den Schaukeln ankommt.
Denn auf dem Weg dorthin entdeckt das Kind lauter kleine Wunder.
Eine Ameise, die einen Krümel trägt. Eine Pusteblume. Einen bunten Stein. Einen Hund, der vorbeiläuft.
Sein Blick bleibt überall hängen – voller Neugier, Staunen und Begeisterung für das, was gerade da ist.
Doch irgendwann verändert sich etwas. Aus dem Kind wird ein Jugendlicher – und das Glück wird ausgelagert.
Plötzlich sucht man es dort, wo die Gruppe oder die Vorbilder sagen, dass man es finden sollte.
Wir lernen, dass Leistung wichtiger ist als Staunen. Dass Anerkennung mehr zählt als Empfinden.
Und so verlagern wir unser Glück dorthin, wo andere es sehen können – und machen uns abhängig von dieser Quelle, mal mehr, mal weniger.
Genuss und Freude hängen nun davon ab, was die anderen denken:
die Freunde, die Lieblingssportlerin, der Musiker, den wir bewundern und plötzlich wird es uns peinlich einen bunten Stein zu bewundern.

Wenn Glück keine Story braucht
Beim Hören eines Podcasts ist mir neulich etwas im Ohr geblieben.
Ein Schriftsteller, dessen Namen ich leider vergessen habe, sagte sinngemäß:
Wenn jemand erzählt, er war in einer Galerie, kann man die Reaktionen im Raum beobachten.
Plötzlich steigt das Interesse.
Man hört: „Oh, spannend! Erzähl mal mehr!“
Und der Besucher beginnt zu berichten, wie er vor einem Gemälde stand, versunken in Farben und Formen.
Wie er die feinen Nuancen wahrnahm, Gefühle auftauchten, Gedanken, Interpretationen.
Nicht falsch verstehen: Wenn man Interesse an Kunst hat, können solche Momente zutiefst erfüllend sein.
Sie nähren uns, öffnen Räume für Empfindung, Schönheit und Staunen.
Aber manchmal ähneln sie auch dem Versuch, Zufriedenheit über äußere Bestätigung zu erzeugen – über Dinge, die eine gute Geschichte ergeben, die Eindruck machen oder Erwartungen erfüllen.
Der Punkt, den ich machen möchte, ist ein anderer.
Vielleicht sitzt der Gesprächspartner dieses Kunstliebhabers gerade auf einer Parkbank und erzählt von dem, was ihn bewegt hat.
Er beobachtete einfach die Wolken, wie sie gemächlich über den Himmel zogen.
Doch um eine solche Erfahrung lässt sich schwer eine Geschichte bauen.
Natürlich könnte er sagen:
Ich war tief in den Wolken versunken, habe die feinen Nuancen gesehen, Gefühle kamen und gingen, Gedanken auch.
Aber es ist kein Erlebnis, das man leicht teilt – weil es sich in keinem Kalender, keinem Fotoalbum und keiner Story gut erzählen lässt.
Die Momente, die keinen Platz im Kalender haben
Vielleicht war das für ihn ein Moment tiefer Zufriedenheit – still, genussvoll, erfüllend.
Wäre er jedoch in Eile gewesen, selbst im Urlaub, hätte er diesen Augenblick wohl verpasst.
Vielleicht hätte er sich nur kurz auf die Parkbank gesetzt, bevor der nächste Programmpunkt im Kalender wartete: der Besuch in der Galerie.
Doch genau diese kleinen, stillen Momente innerer Ruhe sind zu unscheinbar, um in einem Kalender zu erscheinen.
Sie haben keinen Platz in der Planung – und doch sind sie das, woraus wahres Glück entsteht.
Glück zeigt sich nicht in großen Geschichten, sondern in kleinen Momenten ohne Kontext.Momente, über die es nichts zu erzählen gibt.
Ein volles Urlaubsprogramm lässt sich leicht teilen – mit Bildern, Videos, Geschichten, die Eindruck machen.
Aber die stillen Augenblicke, in denen man einfach nur da ist, verschwinden oft unbemerkt zwischen den Terminen.
Die kleinsten Bausteine des Glücks
Vielleicht kennst du diese seltenen Momente, in denen du kurz wieder Kind bist.
Wenn du barfuß über den Rasen läufst oder den Geruch von Sommerregen einatmest – und merkst:
Eigentlich brauchst du gar nichts weiter. Und es gibt darüber auch keine Story zu erzählen.
Diese kleinen Momente sind wie winzige Atome, über die wir keine Geschichte erzählen können.
Atome können sich verbinden, eine Form annehmen, eine Gestalt bekommen, die sich beschreiben und in einen Kontext setzen lässt.
Es sind mikroskopisch kleine Momente, die für sich allein keine Geschichte ergeben – und doch die Grundlage für das große Ganze sind.
Dort, in diesen winzig kleinen Teilchen, liegt die Zufriedenheit.
Die winzig kleinen Momente in unserem Leben – frei von Kontext, frei von Einordnung – dort liegt die Zufriedenheit.
Nicht begraben, aber oft überlagert: vom Terminkalender, von Erwartungen, vom Gedankenkarussell, von Müdigkeit oder vom Wunsch nach Aufmerksamkeit und Bedeutung.
Wenn wir all diesen Kontext weglassen, kann etwas Erstaunliches geschehen.
Wir kehren zurück zu dem, was wirklich entspannt – und was echte Zufriedenheit entstehen lässt.
Lass uns ein paar Beispiele anschauen, die wir alle kennen. Und bei denen es uns allen schwerfällt.
Der Druck entspannt zu sein
Sicher kennst du das: Stress, der schon in der Freizeit beginnt.
Nehmen wir Einladungen als Beispiel – ein Treffen mit Freunden oder Familie bei dir zu Hause.
Allein die Vorstellung kann bei manchen schon Anspannung auslösen. Die Wohnung soll sauber sein, alles schön hergerichtet.
Es braucht Deko, Getränke, Vorspeisen, Snacks, Hauptgerichte, Kuchen, Desserts – und natürlich soll alles hübsch angerichtet sein.
Aber eine spannende Frage wäre:
Wie genießt du tief in dir drinnen eigentlich einen wirklich entspannten Abend?
Vielleicht ist deine ehrliche Antwort ganz einfach:
Du bestellst dir eine Pizza oder etwas beim Chinesen, setzt dich aufs Sofa und legst die Füße hoch.
Und eine weitere Frage die einsinken darf.
Wieso sollte das bei deinen Freunden anders sein?
Den Mut zu finden, den Kontext wegzulassen – die soziale Prägung, die Erwartungen, die Geschichten über uns selbst – ist nicht leicht.
Doch vielleicht braucht es genau dieses Vertrauen: die Erfahrung zuzulassen, dass Zufriedenheit auch ohne Kontext entstehen kann.
Einfach mal jemanden einladen, Pizza bestellen und Füße hochlegen? Das könnte ein spannendes Sozialexperiment sein.
Fällt der Kontext weg – die Story, die man erzählen möchte, der Eindruck, den man vermitteln will, die Ansprüche, denen man gerecht werden möchte – dann entsteht Raum.
Nicht nur Raum für Zufriedenheit, sondern im Teilen solcher Momente sogar Raum für Verbundenheit.
Wir sind dann wieder wie der kleine Junge oder das kleine Mädchen, die sich auf dem Spielplatz in eine Sandsteinmauer verlieben und den Moment einfach genießen – weil sie noch nicht gelernt haben, ihre Zufriedenheit auszulagern.
Und im Urlaub?
Auch im Urlaub lassen sich Menschen von ausgelagerten Glückserwartungen in volle Terminkalender bleiben.
Es ist so tief ins eigene System einprogrammiert, dass ein schlechtes Gewissen entsteht, wenn man sich auf eine Parkbank legt und einen Nachmittag auf einer Wiese mit Rumliegen und Wolken beobachten verbringt.
Das schlechte Gewissen beim Nichtstun hat meist konditionierte und kulturelle Ursachen.
Es entsteht nicht, weil wir wirklich etwas „falsch“ machen, sondern weil unser Nervensystem über Jahre gelernt hat, Aktivität mit Wert und Ruhe mit Trägheit zu verknüpfen.
Im Park der gelassenen Wesen
Erinnere dich in diesem Moment an die kleinsten Glücksbausteine – an die Glücksatome.Sie sind ohne Story, ohne Bedeutung, einfach da.
Dort gibt es kein Nervensystem, das dir verbietet, glücklich zu sein.
Und überhaupt: Warum solltest du immer nur auf dein eigenes Nervensystem hören?
Es gibt so viele andere, von denen du dir etwas abschauen kannst.
Bleiben wir im Bild des Parks:
In jedem Park gibt es diesen einen entspannten, leicht faulen Hund, der einfach neben seinem Herrchen liegt – ruhig, zufrieden, ganz im Moment.
Leih dir sein Nervensystem!
Oder das der spielenden Kinder – voller Aufregung, Spaß, Freude, Neugier.Fühl dich in deren Nervensystem hinein.
Und wenn gar nichts davon klappt, dann geh noch kleiner. Konzentriere dich auf die einfachste mögliche Wahrnehmung:
die nackten Fußsohlen auf der Wiese, den Wind auf der Haut, die Sonne im Gesicht, das Zwitschern der Vögel, die ziehenden Wolken am Himmel.
Nimm diese Glücksatome wahr – und lass die Story weg.
Und jetzt in diesem Moment?
Wenn du den Kontext weglässt, die Story und den Terminkalender:
Was kannst du jetzt, direkt nach diesem Gedankentropfen, genießen?
Was immer es ist – ich wünsche dir viel Freude dabei.
Und vielleicht magst du ja sogar jemanden einladen – zum gemeinsamen Füße-hochlegen, auf der Couch entspannen und Pizza essen.
Kerntropfen
Das Kind und die Schaukeln
Ein Kind muss den Spielplatz gar nicht erst erreichen, um glücklich zu sein. Es findet Freude auf dem Weg – in jeder Kleinigkeit, in jedem Moment des Staunens und Entdeckens.
Das ausgelagerte Glück
Mit dem Älterwerden verlagern wir unser Glück nach außen. Wir richten uns nach dem, was andere bewundern, was „zählt“ oder gut aussieht – und verlieren den Kontakt zu dem, was uns wirklich nährt.
Wenn Kunst zur Story wird
Erlebnisse, über die man erzählen kann, bekommen soziale Aufmerksamkeit. Doch sie ersetzen oft nicht das stille, unmittelbare Empfinden, das ganz ohne Publikum stattfindet.
Der unscheinbare Moment
Ein Mensch auf einer Parkbank, der Wolken beobachtet, erlebt vielleicht tiefe Zufriedenheit. Doch weil sich daraus keine Geschichte machen lässt, wird dieser Moment leicht übersehen – auch von uns selbst.
Das Glück, das sich nicht planen lässt
Die schönsten Erfahrungen stehen in keinem Kalender. Sie entstehen spontan, wenn wir für einen Augenblick vergessen, was als Nächstes „dran“ ist, und einfach nur da sind.
Die kleinsten Bausteine des Glücks
Diese winzigen, kontextfreien Erlebnisse sind die eigentlichen Bausteine unserer Zufriedenheit – kleine Glücksatome, unscheinbar und doch voller Energie. Sie tragen das große Ganze.
Überlagerte Zufriedenheit
Unsere Glücksatome sind nicht verschwunden, sie liegen nur unter Schichten aus Terminen, Erwartungen und dem Wunsch, Bedeutung zu haben. Wenn wir diese Schichten lockern, kommt Ruhe zum Vorschein.
Der Druck, entspannt zu sein
Sogar Freizeit kann Stress auslösen. Wir wollen perfekte Gastgeber, gute Freunde oder spannende Erzähler sein – dabei liegt echte Entspannung oft im Einfachen: Pizza, Sofa, Füße hoch.
Mut zum Weglassen
Wer den Kontext, die Story und die Erwartungen weglässt, schafft Raum – für Zufriedenheit, Leichtigkeit und echte Verbundenheit. Glück braucht keine Bühne.
Leih dir ein anderes Nervensystem
Wenn dein eigenes System unruhig ist, schau dich um: den entspannten Hund im Park, die spielenden Kinder, den Wind auf der Haut. Spüre, wie sich ihr Frieden überträgt – und lass die Story weg.
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